Landeskriminalpolizei Brandenburg
Krim. Amt Potsdam
Krim. Aussenstelle Kgs.Wusterhausen. Kgs.W. 17. 3. 48
Meyer /Wu
K 5 201
Herbert H.
H. Herbert, ...
Maschinenschlosser
300,- RM mtl.
**.**.18**, Berlin **
*****, Krs. Teltow
****str. **
…
Mit deutschen Arbeitern hatte ich so gut wie keine Differenzen. Nur eine Differenz hatte ich mit dem Kupferschmied S. Diesem traf ich bei meinen Pflichtrundgang abends 6.30 Uhr, in der Kupferschmiede allein. Ich habe ihn nach Hause geschickt, da er allein in dieser Werkstatt nicht arbeiten durfte. Der Meister C. bestätigte mir am anderen Tag, dass S. nicht bestellt war. S. war für Überstunden-Arbeiten bekannt. C. nahm den S. oft für Sonntags- und Überstunden-Arbeit, weil er dafür willig war. S. hatte durch Hilfe der Ausländer soviel Geld im Kasten, dass er es in Überstunden abbummeln musste.
Da ich nicht in der NSDAP oder einer Gliederung war, mußte ich im Werk sehr vorsichtig sein. Dadurch kam es vor, dass ich bei den Ausländern des öftern hinging und sie aufforderte, an die Arbeit zu gehen. Sprachlich konnte ich mir schlecht mit ihnen verständigen, darum kann es vorgekommen sein, dass ich sie am Arm oder irgendwie anders berührt habe, um sie an ihren Platz zu verweisen.
Frage: Haben Sie 1941 einen älteren russ.
Kriegsgefangenen, der sich auf den Schraubstock stützte, geschlagen?
Antwort: Ich kann mit Bestimmtheit versichern, dass
ich das nicht getan habe, ich halte diese Aussage für einen persönliche
Gehässigkeit.
Frage: Haben Sie einen polnischen Arbeiter in ihrem
Büro geschlagen?
Antwort: Es ist möglich, dass es eine Verwechslung
zwischen mir u. C. ist. Ich habe deswegen den C. schon wiederholt
verwarnt.
Frage: Haben Sie Kolonnenführer gedroht, die
U.K.-Stellung zu kündigen, weil sie sich bei den Ausländern nicht durchsetzen
konnten?
Antwort: Auf den U.K.-Stellungen hatte ich keinen
Einfluß. Und wer U.K.gestellt war, wußte ich nicht. Ich selbst habe von meiner
U.K.-Stellung , als ich zum Volkssturm eingeteilt wurde
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erst erfahren. Es ist
möglich, dass ich zu den Kolonnenführern gesagt habe, sie müssen die Arbeit auf
Grund ihrer Personenzahl einschl. Ausländer schaffen, da die Kalkulation die
Normen festgesetzt hat.
Frage: Wenn ein Meister oder Kolonnenführer
zusätzlich für gute Arbeit der Gefangenen Lebensmittel angefordert hat, wie
wurde das gehandhabt?
Antwort: Es wurde durch Lohnlisten festgestellt, wer
am meisten verdient hat. Das wurde durch das Lohnbüro u. der Lagerleitung
bestimmt. Bei Kleidungsstücken, die für Ausländer ausgegeben wurden, mußte der
Meister einen schriftlichen Antrag an den Betriebsingenieur oder
Abteilungsleiter stellen. Es wurde dann höchstens eine persönliche Rücksprache
mit mir darüber geführt. Diese Verteilung ließ sich der Betriebsingenieur Sachs
nicht aus den Händen nehmen.
Frage: Wissen Sie, wo das besonders angeforderte
Essen für die drei russ. Kriegsgefangenen geblieben ist?
Antwort: Ich weise auf meine Antwort in der vorherigen
Frage hin, dass das Lohnbüro u. die Lagerleitung darüber entschieden hat. Mir
ist davon nichts bekannt.
Frage: Haben Sie gewußt, dass die russ.
Kriegsgefangenen Holzschnitzereien gemacht haben u. Wo?
Antwort: Ja. Hauptsächlich Arbeiter, die als
Hilfskraft beschäftigt waren, z.b. Kranführer und Lagerarbeiter.
Frage: Wie haben Sie die Gefangenen deswegen
behandelt?
Antwort: Ich habe darüber hinweggesehen. Meister C. hat den Leuten die Schnitzereien weggenommen und zerbrochen. Es ist möglich,
dass ich in der ersten Zeit einen Gefangenen vom Krahn herunterrief, um zu
sehen, was er dort anfertigte, um eine evtl. Sabotage zu verhindern. Ich habe
mir diese Schnitzereien angesehen und ihn dann wieder nach oben geschickt. Ich
selbst habe mir für meine Tochter einen solchen Vogel von einem Gefangenen
aushändigen lassen.
Frage: Haben Sie Ukrainer und Ausländer selbst von
der Toilette geholt?
Antwort: Ja. Es war mir von meinem Vorgesetzten
anbefohlen u. ich konnte es nicht ablehnen, da er es selber auch tat. Es ist
mir ein Fall bekannt; die Toilette war in 2 Teile getrennt, die eine Hälfte für
Deutsche, und die andere für Ausländer. Es waren viele Ausländer auf der
Toilette. Sie hatten schon die Trennwand angedrückt, da kam ein Deutscher u. sagte
zu mir, die Ausländer werfen die Trennwand um. Ich ging darauf auf die Toilette
u. machte dort Krach. Und schob die Herumstehenden aus der Toilette heraus. Den
letzten habe ich mit sanften Druck herausgeschoben u. dieser schob die
vorhergehenden. Ich gebe zu, des Öfteren auf der Toilette Kontrolle gemacht zu
haben.
Frage: Haben Sie jemand eingestellt zur Beobachtung
der Russen und Ausländer?
Antwort: Nein. Es ist mir aber bekannt, dass im ganzen
Werk vom Werkschutz Beobachter herumliefen. Ich hatte nur einen Invaliden, der
sprach russisch und lief am Stock. Dieser hatte bei Ausfege- und kleinen
Transportarbeiten die Russen zu beaufsichtigen. Er war aber nicht bis 1945 bei
Schwartzkopf beschäftigt. Auch ist mir seine Name nicht mehr bekannt.
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Frage: Sind Sie wegen Misshandlung von
Kriegsgefangenen verwarnt worden? Und wann?
Antwort: Ja. 1943 oder 1944. Ich habe die Werkstatt
von Einzelfertigung auf Fließband umzustellen gehabt. Diese Arbeit sollte an
einem Sonntag durchgeführt werden. dazu benötigte ich, ausser den Deutschen, 35
Kriegsgefangene. Am Sonntagmorgen meldete sich der deutsche Posten mit einem
russ. Gefangenen (Dolmetscher) und 35 Mann. Dem Dolmetscher wies ich an, bei
dem Meister zwecks Einstellung zu melden. Nach ungefähr 1 Stunde ging ich in
die Werkstatt, um die Arbeit zu kontrollieren. Es war keiner von den russ.
Gefangenen an ihrem Arbeitsplatz. Ich stellte darauf den Dolmetscher zur Rede,
und fragte , wo die Gefangenen sind. Ich sagte ihm noch, wir wollen mittags
fertig sein, um nach Hause zu gehen. Darauf brüllte der russ. Dolmetscher mich
herausfordernd an in Gegenwart des deutschen Postens mit den Worten: „Sie haben
mir nichts zu sagen, kümmern Sie sich doch um die Russen, denn ich bin Soldat
Adolf Hitlers, und werbe unter meinen Kameraden für die Wlassoarmee“ Ich habe in
meiner Erregung über den Vorfall mit der verkehrten Hand dem Dolmetscher auf
den Mund geschlagen. Der deutsche Posten sagte, er muß pflichtgemäß seiner
Kompanie das melden, denn ich hätte den Werber, der Wlassoarmee (Weißgardisten)
geschlagen. Am nächsten Tage kamen 3 Mann von der Wehrmacht in Jüterbog, ich
wurde vernommen. Es wurde mir Strafe angedroht. Da durch mein Verhalten das Ansehen
der Wehrmacht mehr geschädigt wurde, als das Verhalten der 35 russ.
Kriegsgefangenen bei der Arbeit. dadurch würde der Dolmetscher nicht mehr als
Werber für die Wlassoarmee im Lager auftreten. Dass ich 2mal verwarnt wurde,
entspricht nicht den Tatsachen. Eine Bestrafung erfolgte nicht.
Frage: Meister C. hatte einen Russen geschlagen, weil er mit einem Brot unter dem Arm in die
Werkstatt kam, Sie waren Zeuge, warum haben Sie nichts dagegen unternommen?
Antwort: Es ist mir
ein ähnlicher Fall mit Kartoffeln bekannt, wo C. den Russen den Beutel mit
den Kartoffeln um die Ohren schlug. Ich frug den Mann, wo er die Kartoffeln her
habe, er gab zur Antwort, er habe sie von der Lore, die auf dem Hof stände.
C. kam mit dem Mann ins Büro u. rief zur Lagerwache an, dass der Mann zur
Bestrafung abgeholt werde. Ich konnte gegen C. nichts unternehmen, weil ich
kein Pg. war. Mir war bekannt, dass C. mit der Gestapo , Vertreter S.,
in enger Verbindung stand, und dass C. des öfteren Leute hat abholen lassen.
C. konnte mir auch außerhalb des Werkes Schwierigkeiten bereiten.
Freundschaftlich habe ich mit C. nicht verkehrt.
Weitere Angaben zur
Sache kann ich nicht machen u. erkläre hiermit, die volle Wahrheit gesagt
zuhaben.
Geschlossen: Meyer
(Meyer) Pol.-Ob.Wachtmeister
Protokollführerin:
Unleserlich
v.g.u.
Herbert H.
Quelle: BLHA, 161 NS-Archiv ZD 7987 A.05, Teilabschrift, anonymisiert
Anmerkungen:
Maffey = Maffei-Schwartzkopf-Werke, Unternehmen mit Werk in Wildau 1907-1931, wurde ab 1934 von der AEG übernommen
Schwartzkopff = Wildauer Werk der Berliner Maschinenbau AG, vormals L. Schwartzkopff (BMAG), Hersteller von Lokomotiven, in Wildau ab 1900 bis 1945 aktiv
Russeneinmarsch = am 25.04.1945 wurde Wildau von der Roten Armee besetzt und die Zwangsarbeiter befreit
NKDW = gemeint ist die sowjetische Besatzungsmacht/ Geheimdienst
U.K.-Stellung = Unabkömmlichstellung UK, die Zurückstellung vom Dienst in der Wehrmacht, dies sicherte vielfach das Überleben und war sehr begehrt
Wlassoarmee = Wlassow-Armee, 1944 von der Wehrmacht aufgestellter Militärverband der aus ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen rekrutiert wurde
Herbert H. wurde für schuldig befunden und eine Anklage an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, ein Urteil ist nicht bekannt
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