Aus der Wildauer Schulchronik: das Schuljahr 1932 /1933

 

 

Schuljahr 1932/33

Schulaufnahme und Entlassung

Aufgenommen wurden am 1.4.32,  27 Knaben und 19 Mädchen, zusammen 46 Kinder, entlassen wurden 38.

Schülerzahl

Die Schule zählt am 1.2.33 407 Kinder

Lehrkräfte

Die Schule fasst 10.Klassen. An Lehrpersonal sind vorhanden: 1Rektor, 5 Lehrer, 2 Lehrerinnen zus. 9. Gastschulkinder sind 8 vorhanden, Frl. Schmidt ist das ganze Jahr beurlaubt gewesen.

Übergang auf die höhere Schule

Nach dem Gymnasium in Königswusterhausen gehen 11 Kinder über und zwar 3 Knaben und 8 Mädchen

Schulfeiern

Am 22.3. Feier des 100 jährigen Todestages Goethes, am 11.8. Verfassungsfeier und Durchführung der Reichsjugendwettkämpfe auf dem Sportplatz

Ausflüge

Ende September bis Anfang Oktober reiste die 1.Klasse mit drei Begleitpersonen (Rektor, Lehrer Krumm und Lehrerin Rothkähl) nach dem Riesengebirge.

Rundfunk

Der gestohlene Apparat ist trotz mehrfachen Antrages immer noch nicht ersetzt.

Schulsparkasse

Rendant (Kassenverwalter) ist Hr. Meißner. Die Prüfung erfolgt wie alljährlich im Sommer. Dem Rendant wird Entlastung erteilt.

Revisionen

fanden keine statt. Hr. Schulrat Pantsch ist auf der Regierung in Potsdam beschäftigt, seine Vertretung hat Hr. Rektor Froböse in Eichwalde. Am 29.4 stellt sich der neue Schulrat Pantsch hier vor.

Elternbeirat

Der Elternbeirat tritt mehrfach zusammen. Der Rektor bemüht sich mit ihm auszukommen. Vertrauliche Berichte werden ausgeliefert. Politische Gegensätze platzen aufeinander das Vertrauen wird durch all diese unliebsamen Vorkommnisse zerstört. Der Rektor nimmt an allen Sitzungen teil.

Elternversamlungen

Finden mehrere statt. Mit den Eltern herrscht durchweg ein gutes Verhältnis.

Schulvorstand

Dem hiesigen Schulvorstand kommt keine Beschlußkraft zu, er wird (unleserlich). Sitzungen fanden in diesem Jahre nicht statt, nicht einmal die übliche Etats-Sitzung.

Unterricht

Der Unterricht ist zeitgemäß. Die Wildauer Schule ist als gut bekannt.

Schulspeisung

Es werden ca. 130 Kinder gespeißt. Sie erhalten im Wechsel Milch und Suppe und je 1 Brötchen. Die Einrichtung ist segensreich.

Schularzt

Viermal jährlich werden Schuluntersuchungen vorgenommen. Der Schularzt Dr. Bischoff untersuchte sämtliche Kinder

Zusammenfassung

Das Jahr 1932 kann als Wahljahr bezeichnet werden. Der Reichstag wurde des Öfteren aufgelöst. Am 30 Januar 33 siegte der Nationalsozialismus dominierend. Die neue Regierung besteht nur aus Nationalsozialisten. Der Sturm wütete in der Schule stark. Eine große Zahl an Lehrern wurde versetzt, Schulräte und Schulleiter in Lehrerstellen zurück versetzt. Auch den Leiter hiesiger Schule traf das Verhängnis. Die Schule hat bei dem dauernden Wechsel der Lehrenden den Schaden. Im laufenden Schuljahr wird jetzt der 10. Stundenplan gesetzt. Die Wirtschaftslage des Ortes zeigt noch keine Spur der Besserung. Hoffentlich kann das nächste Jahr unter nationalsozialistischer Führung mehr Erfolge nennen. Die noch in Lohn und Brot stehenden geben und helfen, soweit es ihnen möglich ist, die Gehälter sind schon so stark gekürzt, daß die Beamten und Angestellten am Ende sind und von der Hand in den Mund leben.

Es wird auch in Deutschland wieder Frühling werden!

H. H. !*

Wildau, d.31. März 1933             Werder, Rektor

 

(Rektor Werder wurde 1933 beurlaubt und später versetzt, er kam nicht wieder nach Wildau zurück und bemühte sich nach 1945 um Wiedereinstellung als Lehrer)

*(im Original ausgeschrieben und unterstrichen)

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